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1. Tier-Geographie - S. 2

1893 - Leipzig : Hinrichs
2 Verbreitungsgebiete der Tiere. auf jene zwei Gesichtspunkte Rücksicht genommen wird, welche — wie in der Pflanzengeographie — so auch in der Tiergeo- graphie die Hauptsache sind. Ohne Rücksicht auf die einzelnen Erdteile nennen wir im folgenden einige Tiere, welche für die einzelnen (geographischen) Zonen besonders bezeichnend sind:*) Die heiße Zone ist ausgezeichnet durch einen ungeheuren Reich- tum an verschiedenen Tierarten, durch Größe und Farbenpracht der Tiere. Ihre großen Raubtiere und zahlreichen Giftschlangen sind aber viel gefährlicher als die unsrigen, und statt lieblichen Vogelge- sanges erschallt in den Wäldern, besonders des Nachts, schauerliches Geheul und Gekreische. Affen, Löwe, Tiger, Jaguar, Faultier, Kamel, Antilope, Elefant, Flußpferd, Papageien, Kondor, Kolibris, Strauß, Riesenschildkröte, Krokodil, Riesenschlange, bunte Fische, prächtige In-- sekten, besonders Schmetterlinge und Käfer, große Spinnen, Skorpione, Krebse, Würmer, schöne Schnecken, See-Jgel, Seesterne, Korallen, Quallen und noch viele andere Tiere beleben in buntem Gemisch die Länder und Meere der heißen Zone. Die gemäßigte Zone hat zwar noch zahlreiche Tierformen auf- zuweisen, doch bei weitem nicht mehr jene Mannigfaltigkeit, Größe und Farbenpracht; dafür sind aber auch Raubtiere, Giftschlangen und dergl, viel weniger zu fürchten, und sorglos können wir im Walde dem herrlichen Gesang der Singvögel zuhören. In dieser Zone leben z. B.: Wildkatze, Marder, Fischotter, Bär, Maulwurf, Hirsch, Gemse, Steinadler, Nachtigall, Buchfink, Amsel, Hausstorch, Fischreiher, Fluß- schildkröte, gemeine Eidechse, Ringelnatter, Piper, Kreuzotter, Wasser- frosch, Forelle, Hecht, Karpfen, viele niedere Tiere (Insekten, Spinnen, Schnecken und dergl.). Die kalte Zone ist arm an Tierarten? dafür sind solche oft in zahlloser Menge zu Gesellschaften vereinigt (Alken, Heringe). Sie be- Völkern besonders die nördlichen oder südlichen Eismeere und deren Küsten. Als dieser Zone eigentümliche Tiere nennen wir: Eisbär, Eis- fuchs, Renntier, Lemming, Walfisch, Alken, Pinguin (am Südpol), Gänse, Stockfisch und zahlreiche niedere Meertiere. Reptilien, Amphi- bien, Insekten fehlen fast gänzlich. Da nun die Tiere so wenig wie die Pflanzen vom Klima abhängig sind, so hat Wallace — mit Berücksichtigung auch der übrigen Existenzbedingungen — die Tierwelt in sechs zoologische Regionen und vierundzwanzig Subregionen eingeteilt. Näheres s. im Anhang. 1) Nach Plüß, Leitfaden der Naturgeschichte.

2. Tier-Geographie - S. 4

1893 - Leipzig : Hinrichs
4 Hindernisse der Verbreitung der Tiere, hat in seinen goldglänzenden Zuckerfressern und Honigsaugern sehr ähnliche Formen aufzuweisen, und diese Form wiederholt sich auf mehreren Inseln des indischen Archipels. Dort erscheint bei mehreren Arten die rote Farbe ebenso vorherrschend wie bei den afrikanischen die grüne. Indien und die Inseln des australischen Archipels zeichnen sich in ihren Vögeln durch wunderbare Federverzierungen aus, welche sich sonst nirgends wiederfinden. Oder wo finden wir eine Gattung, welche in dieser Hinsicht den Paradiesvögeln Neu-Guineas oder dem Leierschwanze Neu-Hollands ähnlich wäre? Die Pfauen, die Gold- und Silberfasanen, der Argusfasan, der Federbuschträger und die schönen Stammrassen unserer Haushühner sind nur auf dem Kontinent oder auf den Inseln Indiens zu finden, wie die Hokkos nur in Ame- rika. Die schwarzen und weißen Kakadus sind nur den Molukken und Neu-Holland eigen. Daß also gewisse Familien auf gewisse, scharf begrenzte Erdstriche und klimatische Verhältnisse beschränkt (wie z. B. die zahnlosen Edentate und Monotremen nur dem Süden, meistens Südamerika oder Neuholland, angehören) und nur wenig der- breitungsfähig sind, während andere in einzelnen Arten fast auf der ganzen Erde und in allen Klimaten sich finden, wie die Hausmaus, Stubenfliege, braune Ratte, Hund, Katze, Hase, Schwein u. m. a., ist uns bekannt; aber die Ursachen, welche die Formen räumlich abgegrenzt haben, liegen, um uns der Worte v. Humboldts zu bedienen, unter dem undurchdringlichen Schleier, der unseren Augen alles verdeckt, was den Ansang der Dinge und das erste Erscheinen organischen Lebens betrifft. Iii. Hindernisse der Verbreitung der Tiere. 1. Der Mensch. Während kein sicheres Beispiel einer in geschichtlicher Zeit verschwundenen, durch Menschenhand aus- gerotteten Pflanze bekannt ist, muß der Mensch als der gefähr- lichste Feind der Tierwelt angesehen werden. Er scheint dazu berufen zu sein, das gestörte Gleichgewicht in der Tierwelt wieder herzustellen. Man schließt nicht mit Unrecht auf eine große Menge von Säugetieren eines Erdteiles, wenn darin eine große Zahl von Raubtieren vorkommt, da das Gleichgewicht der Ge- schöpfe genau gegen einander abgewogen ist. Der Mensch rottet freilich manche dieser Raubtiere aus, aber er tritt an ihre Stelle oder verscheucht auch wohl die friedlichen Tiere und stellt so das gestörte Verhältnis wieder her oder büßt jene Störung mit

3. Tier-Geographie - S. 6

1893 - Leipzig : Hinrichs
6 Hindernisse der Verbreitung der Tiere. durch das Uralgebirge getrennt. Das Felsengebirge von Nord- Amerika trennt die Tierwelt der östlichen Vereinigten Staaten von der Oregons und Kaliforniens, und auch die südamerika- nischen Anden bilden eine Faunenscheide. — Für die Welt der Fische werden schon geringe Bodenanschwellungen zu Scheide- wänden. Flußaal, Lachs und Stör sind Charakterfische der Elbe; Wels, Huchen und Hausen solche der Donau. Ferner setzen nicht nur weite 3. Meere, sondern auch schmale Sunde der Verbreitung vou Landtieren unüberwindliche Schranken. Abgesehen davon, daß die meisten Landtiere nicht hinreichende Transportmittel besitzen, die sie über weite Wasserflächen befördern könnten, sind auch die Wassertiere auf bestimmte Gebiete beschränkt. Denn obwohl Süßwassertiere, wie Stichling, Lachs, Aal, Stör zeit- weilig im Meere und umgekehrt manche echte Meerestiere, wie die südamerikanischen Manati und Delphine, die Seeschlange u. a., in süßem Wasser leben können, so ist doch der Salzgehalt des Wassers für viele Wassertiere eine unüberwindliche Schranke. So sterben z. B. die Frösche schon, wenn man sie in Wasser, wel- ches nur l1^ Prozent Salz gelöst enthält, bis auf Mund und Nase eintaucht. 4. Tie Wüsten hindern die Verbreitung der Tierwelt, weil in ihnen die wichtigsten Lebensbedingungen der Tiere, wie Feuchtigkeit und Nahrung, fehlen. 5. Der Kampf ums Dasein (vergl. „Pflanzengeographie", S. 13) endlich ist das größte Hindernis unumschränkter Aus- breitung der Tiere. Die gefährlichste Konkurrenz machen sich gegenseitig die größten Raubtiere infolge des bei ihrer über- mäßigen Vermehrung sehr bald eintretenden Beutemaugels. Hier gilt nur das Recht des Stärkeren. Am heftigsten entbrennt der Kampf unter nahe verwandten Arten. Als Beispiel sei nur die Ratte erwähnt. In Europa ward die gotische Ratte von der vandalischen, diese von der hunnischen verdrängt. Die schwarze normannische vertrieb in Großbritannien die alte braune angelsächsische. Noch dauert dieser Kampf in England fort, während auf dem Kontinent die normännische Ratte vor der russischen zu verschwinden beginnt. Und vor den europäischen Ratten sind nun allerwärts (z. B. Peru, Neuseeland) die einheimischen Arten gewichen.

4. Tier-Geographie - S. 8

1893 - Leipzig : Hinrichs
8 Ursachen der Ausbreitung der Tiere. Säugetiere, wie z. 23. der Elefant, das Rhinozeros (in Asien und Afrika), die Giraffen (in Afrika) und der Tapir (in Süd- amerika und Südasien), sowie ans der gefiederten Tierwelt der Riese der Vögel, der Strauß. Jenen Säugetieren zunächst stehend an Größe sind die Stiergattungen der nördlichen Hemi- sphäre anzusehen, in welcher auch die Tiere mit den größten Ge- weihen und Hörnern gefunden werden. Die gewandtesten und stärksten Raubtiere, deren Gebiß zum Zerreißen ganz eingerichtet ist, treffen wir in der heißen Zone, wie Löwen, Tiger, Hyänen u. a., während bei den größten Krallentieren der nördlichen Gegenden die Backenzähne schon auch auf Pflanzenkost einge- richtet, und die Schnelligkeit und Biegsamkeit der Glieder sehr abgestumpft sind. Dagegen ist die geographische Verbreitung der V ö g el, welche von tierischen und vegetabilischen Stoffen zugleich leben, wie die Raben und Raken, weit gleichmäßiger, während die Sumpf- und Wasfertiere fast über alle Länder der Erde so ziemlich gleich verteilt sind. Denn da die Verbreitung der im Wasfer lebenden Infekten, Weichtiere, Krebse und Würmer von der Wärme weit weniger abhängig ist, als die der Pflanzen- und Landinfekten, indem das Wasser in seinen Tiefen wenig Tempe- ratnrverändernng erleidet, so finden wir diese Tiere an den Meeresküsten, Seen, Flüssen, Sümpfen und Teichen selbst im höchsten Norden und Süden, wohin ihnen unzählige Vögel folgen, die von ihnen leben und dort brüten. Die eigentlichen Raub- Vögel endlich, die Haie des Lnftmeeres, finden sich — etwa mit Ausnahme der Geier und Aasvögel — überall verbreitet; namentlich gilt dieses von der Gattung der Falken und Eulen. Um so mehr sind dagegen die Reptilien, besonders die Schlangen, von der Temperatur abhängig, da sie nicht imstande sind, einen höheren Wärmegrad in sich zu erzeugen als derjenige der äußeren Luft ist, und der Wärme gebenden äußern Be- deckuug fast ganz entbehren. Der Frost, der sie gleichzeitig ihrer Subsistenzmittel beraubt, läßt daher die Schlangen u. a. in Erstarrung fallen; sie bringen den Winter schlafend zu. Im allgemeinen vermehrt sich die Zahl der Reptilien beträchtlich gegen die heiße Zone hin und nimmt, namentlich in den vollkomm- neren Formen, ab gegen die Pole hin; je kälter also ein Land ist, desto ärmer ist es an Amphibien und umgekehrt sind sie in der heißen Zone am größten, zahlreichsten und furchtbarsten, in der gemäßigten

5. Tier-Geographie - S. 9

1893 - Leipzig : Hinrichs
Ursachen der Ausbreitung der Tiere. 9 kleiner und minder kzahlreich und im Anfange der kalten Zone ver- lieren sie sich ganz. Die weitestverbreiteten unter ihnen sind die Frösche und Kröten sbatrachier), die sich auf der nördlichen Halbkugel noch zwischen dem 50.0 und 60.° finden. Der braune Grasfrosch geht bis zum Polarkreise, und noch in Lappland lebt neben dem genannten der grüne Wasserfrosch, welche beide, sowie die gemeine Eidechse über ganz Europa verbreitet sind. Ebenso findet man diese, sowie auch einige Nattern und Molche, auf den Alpen und Pyrenäen bis zu einer Höhe von über 2000 m. Die Möglichkeit der Ausbreitung von Tieren hängt aber vor allen Dingen ab von der 3. Bewegungssähigkeit. Am meisten verbreitungsfähig sind demnach die Bogel, welche periodisch längere oder kürzere Wanderzüge, meist von Norden nach Süden und umgekehrt, unternehmen. Der Zug gegen den Äquator, d. h. in wärmere, Nahrung darbietende Länder, kennzeichnet das Streben nach Selbsterhaltung, der gegen Norden den Fortpflanzungstrieb, denn kein Zugvogel brütet in seinem südlichen Aufenthaltsorte. Zu den wandernden Lust- und Wassertieren gehören die Schwalben, Wachteln, Wandertauben, Schnepfen, Schellfische, Heringe, Lachse, Aale u. a. Aber auch viele Landtiere vermögen große Flächen und Räume zu durchschneiden und selbst periodisch zu durch- wandern. Hierher gehören die nordischen Wandertiere: Renn- tier, Bisamochse, Polarfuchs, Lemming, sibirische Erdmaus, nordamerikanisches Eichhörnchen. Dagegen sind die Reptilien, besonders die Schlangen, nur mit sehr beschränkter Bewegungs- sähigkeit begabt und ohne Instinkt zu periodischen Wanderungen. 4. Der Mensch führte entweder direkt Tiere ans allen Klassen mit sich in seine Kolonien, nutzbar für seinen Haushalt oder zur Unterhaltung und Ergötzung (s. unten S. 14) oder indirekt, indem er viele Pflanzen ans einem Weltteil in den andern versetzte. Diesen Pflanzen folgten nun auch viele Tiere nach. So soll es in Schottland keine Rebhühner gegeben haben, ehe man das Korn daselbst pflanzte; so kamen die Sperlinge mit unseren Getreidearten erst nach Sibirien und Afrika, und die Pfauen, Fasanen, Haus- und Truthühner sind durch die Men- schen fast in alle Teile der Erde gebracht worden. Viele unserer Haustiere stammen aus Asien und wurden von den Menschen absichtlich von hier aus verbreitet, namentlich wnrde die neue Welt, die ursprünglich so arm an Haustieren war, mit solchen

6. Tier-Geographie - S. 10

1893 - Leipzig : Hinrichs
10 Ursachen der Ausbreitung der Tiere. bereichert, während die Hausratte und Hausmaus gegen den Willen des Menschen durch die Schiffe nach andern Ländern gebracht wurden. Aus jüngster Zeit ist besonders die Verderb- liche Einführung der Reblaus durch amerikanische Reben und des Colorado-Käfers durch amerikanische Saatkartoffeln zu er- wähueu. Geringeren Einfluß auf die Verbreitung der Tierwelt haben endlich noch 5. der Wind, der besonders die Lusttiere in die höchsten Regionen erhebt oder über große Länderstriche verschlägt; 6. das Wasser, welches durch seine Strömungen die winzigen Eier und Jungen der Wassertiere forttreibt oder auf schwimmenden Eisschollen Bären und Wölfe des Nordens von Grönland nach Island, ja bis Europa entführt. Störe und Alfens steigen zur Laichzeit aus dem Meere in die Flüsse und Bäche hinauf; der Lachs2) kommt aus der Nordsee, den Rhein, die Weser, die Elbe hinausgehend und hohe Wasserfälle über- springend, bis in die Schweiz^), nach Franken und Böhmen. Inwiefern endlich 7. klimatische und geologische Veränderungen die Verbreitung von Tierformen in jetzt von einander getrennten Gebieten erklären, ist aus „Pflanzengeographie" S. 11 zu ent- nehmen. Um ein Beispiel zu nennen, sei hier nur hingewiesen auf die Übereinstimmung der Tierwelt Englands und Irlands mit der des Kontinents (weil beide Inseln in vorhistorischen Zeiten Teile des Kontinentes waren) oder auch die Ähnlich- keit der nordamerikanischen Fauna mit der europäischen (weil zwischen beiden Erdteilen früher eine Landbrücke bestand, welche Einwanderungen aus der Alten in die Nene Welt vermittelte). 1) heringsartige Fische im schwarzen und kaspischen Meere. 2) daher auch „Salm" (der Springer) genannt. 3) der Wasserfall von Schaffhausen bildet die Grenze seines Vor- dringens.

7. Tier-Geographie - S. 12

1893 - Leipzig : Hinrichs
12 Bedeutung der Tierwelt für die Natur, sprung gehabt. Die Kalkgebirge Englands, Frankreichs, Italiens, Belgiens sind erfüllt von den Überresten der Polypen, selbst in den Niederungen Hollands fehlen sie nicht ganz. Der eigent- liche klassische Korallenboden ist aber der westliche und mittlere Teil des großen Ozeans. Hier begegnen wir allen Arten von Korallenbildungen: Korallenbänken, Korallenriffen und Atollen. Hier steht auch das großartigste Denkmal ihrer Thätigkeit, jene fast 300 Meilen lange Felswand, die, von der Torresstraße bis in die gemäßigte Zone reichend, die Nordostküste Australiens umsäumt. Noch gestatten ihre gigantischen Pfeiler vielfache Durchfahrt zwischen Neu-Guinea und dem Festlande und vor- sichtig schlüpft, nur im hellen Tageslichte, das Schiff in die zuweilen kaum 30 in breiten Pässe." Andere Arten sind die Kalktiere oder Mooskorallen, deren Thätigkeiten die Kreide und vieles andere Kalkgestein ge- schaffen hat. Der größte Teil der so mächtigen und ansge- dehnten Kreidelager ist ein Werk jeuer Tierchen, und der kalkhaltige Meeresschlamm ist weiter nichts als in Bildung be-- griffene Kreide. 2. Für die Pflanzenwelt haben die Tiere eine doppelte Bedeutung: Ihr Nutzen besteht in der Verbreitung und Befruchtung gewisser Pflanzen (vergl. Pflanzengeographie S. 10); ferner darin, daß die Tiere eine große Menge der von den Pflanzen zersetzten Kohlensäure durch ihre Atmung der Atmosphäre znrücf-- geben. Zerstörenden Einfluß üben sie dnrch den Ver- brauch enormer Quantitäten von Pflanzensubstanz (vergl. Pflanzen- ' geographie S. 14). Ii. Für die Menschheit. In demselben Maße wie die Pflanzenwelt beeinflußt auch die Tierwelt die Kulturentwicklung der menschlichen Ge- sellschaft: Indem die Raubtiere den Menschen aufforderten, seine Kraft mit ihnen zu messen, und auf Mittel und Wege zu sinnen, die ihre Bewältigung erheischte, erstarkte der Mensch; die Jagd- tiere schärften die naturwissenschaftliche Beobachtung. Die Haus- tiere dagegen benutzte er bei diesem Kampfe ums Dasein, sie

8. Tier-Geographie - S. 13

1893 - Leipzig : Hinrichs
Bedeutung der Tierwelt für die Menschheit. 13 mußten ihn nähren und kleiden, seine Lasten tragen und ziehen. Dagegen macht der Mangel an Haustieren z. B. in Australien die Entwicklung von Hirten- und Nomadenvölkern unmöglich. In bezug auf die Religion zeigt sich der Einfluß der Tiere darin, daß einzelne derselben, am häufigsten Schlangen und Affen, sogar göttliche Verehrung genießen, wie die Brillen- schlänge in Indien. Auch die räumliche Verbreitung der Völker hat die Tierwelt beeinflußt. Die wichtigsten Tiere, welche für das Menschenleben, für Verkehr und räumliche Verbreitung der Völker, für geographische Entdeckungen und geschichtliche Ver- Hältnisse mehr oder weniger Bedeutung gewonnen haben, sind folgende^): A. Gezähmte Were. 1. Das Schaf. Dieses wohl zuerst vom Menschen ge- zähmte Tier ist im Orient noch immer wichtig seines Fleisches wegen, für uns hat es hauptsächlich seine Bedeutung durch die Wolle. Die feinste Wolle liefert Deutschland, in neuerer Zeit wird in Australien, Südafrika und den La-Platagegenden soviel produziert, wie in ganz Europa (Australien lieferte i. I. 1810 gegen 64 Kilogramm; i. I. 1877 aber 160 Millionen Kilo- gramm; die La-Platastaaten 1863: 11 Millionen, 1877: gegen 100 Millionen Kilogramm). 2. Sehr alt ist auch die Zähmung des Rindes, welches als fleischgebeudes Tier außerordentlich wichtig ist. Europa bedarf ungeheurer Zufuhren davon. In Südamerika und Australien, wo man das Vieh nur um der Häute, der Hörner und des Fettes willen zog, war das Fleisch fast wertlos, so daß man die Ziegelöfen mit den Kadavern der getöteten Tiere heizte, bis man jetzt Mittel gefuuden hat, dasselbe in getrockne- tem Zustande oder als Extrakt — eine Fabrik in Uruguay liefert jährlich bereits eine halbe Million Kilogr. davon — zu exportieren. 3. Der Jak dient in Tibet und der Mongolei sowohl zum Pflügen, Reiten, Lasttragen, wie auch als Milch- und 1) Nach Oberländer und Guthe,

9. Tier-Geographie - S. 15

1893 - Leipzig : Hinrichs
Bedeutung der Tierwelt für die Menschheit. 15 B. Wilde Were. 1. Die Pelztiere. Um der Pelztiere, hauptsächlich des Zobels willen ist Sibirien in einem Zeiträume von 60 Jahren (1578—1638) von den Russen durchzogen und erobert worden. Der Fang der Seeotter, des köstlichsten aller Pelztiere, führte sie von dort nach Amerika bis nach Kalifornien hinab und veranlaßte die Gründung von Kolonien. — Wesentlich des Biberfanges wegen ist in Nordamerika jener eigentümliche Handels- und Jägerstaat der Hudsonsbaigesellschaft (1670) ge- gründet. 2. Der Elefant wird in Afrika und auch Asien seines Elfenbeins wegen gejagt. Der Europäer ist zu diesem Zwecke tief in das Innere dieses Erdteiles vorgedrungen. 3. Der ozeanische Fischfang ist von großer Bedeutung für die Entwickelung geographischer Kenntnisse und politischer Gestaltungen geworden: Auf dem Fange des Heringes und dem Handel damit beruhte zum Teil der Wohlstand der Hansa, und um das Recht des Heringsfanges an den schottischen und englischen Küsten hat Holland, dessen Handelsblüte mit dem Heringshandel begann, schwere Kriege geführt. Des Kabeljau- fanges wegen haben skandinavische Ansiedler die Küste Nor- wegens bis zum Nordkap besetzt und die lappische Urbevölkerung zurückgedrängt, so daß wir hier jenseits des Polarkreises noch eine Stadt mit einer gelehrten Schule finden. Der Stockfisch- Handel führte ferner die deutschen Kausleute der Hansa nach Bergen in Norwegen, wo sie um die Erhaltung ihrer Handels- Privilegien blutige Kämpfe geführt haben. Wie der Herings- fang die Schule der holländischen Seeleute und die Basis von Hollands maritimer Entwickeluug wurde, so ist der Stock- fisch fang für die Entwickelung Englands von der größten Be- dentnng gewesen. Vorher waren die Franzosen ebenfalls durch den Stockfischfang von Neufundland aus hinüber nach Kanada geführt worden. Der Wal fisch fang und die Robbenschlägerei haben eine Verknüpfung der fernsten Erdteile mit Europa bewirkt. Sie haben die Europäer hinein in die arktischen Regionen geführt und Kriege zwischen England und Holland veranlaßt.

10. Tier-Geographie - S. 16

1893 - Leipzig : Hinrichs
16 Bedeutung der Tierwelt für die>Menschheit. In Südaustralien und auf Neuseeland sind die ersten, oft nur temporären Niederlassungen von den Walfischjägern aus- gegangen. Die isolierten Inseln des südlichen Eismeeres (St. Paul, Amsterdam u. s. w.) werden nur durch sie dem Gesichts- kreise von Europa näher gebracht. Vergl. auch den Schluß- abschnitt dieses Heftes.
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197 35
198 12
199 16